📉 Die „Volksaktie“
Warum die T-Aktie ein deutsches Börsentrauma ausgelöst hat
Erinnert ihr euch noch an die legendäre Volksaktie? Gemeint ist die T-Aktie der Deutschen Telekom, eine der größten Marketingkampagnen, die der deutsche Kapitalmarkt je gesehen hat. In Werbespots, Zeitungen, Plakate etc., sie war überall präsent: „Alle sollen Aktionäre werden.“ Millionen Deutsche folgten diesem Ruf – viele zum ersten Mal in ihrem Leben.
Ich war damals noch ein Kind, habe die Stimmung aber dennoch bewusst wahrgenommen. Vielleicht gerade deshalb war das Thema „Börse“ für viele in den folgenden Jahren negativ belegt. Nicht, weil wir selbst Geld verloren haben, sondern weil es unsere Eltern, Verwandten, Bekannten taten und daraus ein kollektiver Glaubenssatz entstand:
👉 „Aktien sind gefährlich.“
👉 „Börse ist Zockerei.“
👉 „Damit verbrennt man sich die Finger.“
🔍 Was ist damals eigentlich passiert?
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1996 ging die Telekom massiv werbewirksam an den Markt.
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Die Bevölkerung wurde explizit angesprochen, anonymisiert als „Der kleine Anleger“.
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Viele kauften ohne Fundamentalanalyse, ohne Strategie, ohne Risikobewertung.
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Als die Dotcom-Blase platzte, rutschte der Kurs von über 100 € auf unter 15 €.
❗ Ergebnis:
Die Telekom erlebte keinen normalen Rücksetzer, sondern wurde zum symbolischen Börsenschock einer ganzen Nation.
📊 Was hätte die Masse tun sollen?
Die meisten Anleger investierten, ohne diese Basics zu beachten:
| Notwendige Prüfung | Was passierte damals? |
|---|---|
| Unternehmensbewertung | kaum verstanden oder betrachtet |
| Marktumfeld & Konkurrenz | irrelevant, „es steigt ja eh“ |
| Risikomanagement | praktisch nicht vorhanden |
| Diversifikation | All-In in die eine „Volksaktie“ |
| Langfristige Strategie | emotionales Kaufen statt Plan |
Viele kauften aus sozialem Druck und FOMO (feel of missing out), nicht aus Analyse oder Überzeugung.
🎓 Learnings für heute
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Breite Streuung statt Einzelaktien-Hype
ETFs, Fonds, Branchenmix – nicht alles auf ein Pferd setzen. -
Bildung vor Investment
Nicht investieren, weil die Werbung es verspricht, sondern weil man den Markt versteht. -
Marktzyklen akzeptieren
Technologieblasen, Zinswenden, geopolitische Faktoren: Alles beeinflusst Kurse. -
Emotionen raus – Strategie rein
Gier → Einstiege zu hoch
Panik → Ausstieg zu tief
Beides zusammen → Verlust
🧠 War die T-Aktie der Grund, warum Deutschland so spät investiert?
Die Deutsche Bundesbank bestätigte später:
➡️ Die T-Aktie prägt bis heute das Misstrauen in den Aktienmarkt.
Deutschland blieb lange ein Sparbuch-, Tagesgeld- und Bausparland.
❗ Während in Schweden, USA oder den Niederlanden über 50–60 % der Bevölkerung investiert, liegt Deutschland erst seit 2023 überhaupt über 18 %.
📊 Wo steht die „Volksaktie“ heute?
Die Deutsche Telekom hat sich seit dem großen Hype rund um die T-Aktie deutlich gewandelt. Während viele damals schmerzhafte Verluste erlitten und das Vertrauen in den Aktienmarkt verloren, präsentiert sich die Telekom heute stabil, transparent und mit solider Dividendenpolitik.
Spannend ist auch der Umgang der Telekom mit der Vergangenheit: Statt die damalige Euphorie und das Marketing rund um die „Volksaktie“ zu glorifizieren, spricht das Unternehmen heute eher über Lerneffekte. Kommunikation ist sachlicher, risikobewusster und klarer geworden. Keine Massenbotschaft „Alle rein!“, sondern Fokus auf langfristige Strategie, Netzausbau und nachhaltiges Wachstum.
💬 Fazit & Frage an euch
Die „Volksaktie“ war ein historisches Experiment, aber auch ein Mahnmal.
Sie hat uns gezeigt, was Hype-Investing ohne Wissen auslösen kann und warum Finanzbildung heute wichtiger ist denn je.
📢 Jetzt interessiert mich eure Meinung:
Habt ihr oder eure Familien die T-Aktie noch erlebt?
Wie hat dieses Ereignis eure Sicht auf Aktien beeinflusst?
Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren 👇